bier

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bier [2022/08/28 14:10]
flacco
bier [2023/04/08 12:33] (aktuell)
flacco [Schötter Nebel]
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 Die beschriebenen Biere sind meist Eigenkreationen oder individuell veränderte Variationen öffentlicher Rezepte. Gemeinsam ist allen Bieren, dass ihre Farbe irgendwo zwischen bernstein und braun liegen. Es wird kein Pilsener Malz eingesetzt, statt dessen bildet meist Wiener Malz die Basis. Die beschriebenen Biere sind meist Eigenkreationen oder individuell veränderte Variationen öffentlicher Rezepte. Gemeinsam ist allen Bieren, dass ihre Farbe irgendwo zwischen bernstein und braun liegen. Es wird kein Pilsener Malz eingesetzt, statt dessen bildet meist Wiener Malz die Basis.
  
-Die angegebenen Daten der Biere sind natürlich keine exakten Angaben sondern variieren ​leicht ​bei jedem Sud.+Die angegebenen Daten der Biere sind natürlich keine exakten Angaben sondern variieren ​mehr oder minder zufällig oder beabsichtigt ​bei jedem Sud.
  
-Bisher wurden die meisten Sude mit unverändertem Leitungswasser gebraut. Unser Wasser hier ist recht hart, was zu lasten ​der Hopfenaromen geht aber gut mit dunklen Malzen harmoniert. Alternativ teste ich die Sude jetzt mit frischem Vogelsberger Quellwasser aus dem Lindenrain-Brunnen in Rudingshain;​ ein sehr weiches Wasser. Schon der erste Versuch (Valentinus) war ein voller Erfolg, das Wasser bringt die Hopfenaromen deutlich stärker zur Geltung.+Bisher wurden die meisten Sude mit unverändertem Leitungswasser gebraut. Unser Wasser hier ist recht hart, was zu Lasten ​der Hopfenaromen geht aber gut mit dunklen Malzen harmoniert. Alternativ teste ich die Sude jetzt mit frischem Vogelsberger Quellwasser aus dem Lindenrain-Brunnen in Rudingshain;​ ein sehr weiches Wasser. Schon der erste Versuch (Valentinus) war ein voller Erfolg, das Wasser bringt die Hopfenaromen deutlich stärker zur Geltung.
  
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 ==== Valentinus ==== ==== Valentinus ====
  
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 Als Fan traditionellen fränkischen,​ respektive Nürnberger Rotbiers war klar, dass ich versuchen muss ein solches Bier nachzuempfinden. Das ist leider weit schwieriger als gedacht, vor allem da sich die bekannten Vorlagen von Tucher, von Schanzenbräu,​ der Veldensteiner Brauerei oder vor allem der Nürnberger Hausbrauerei im Altstadthof so deutlich voneinander unterscheiden,​ dass es schwierig ist seine eigene Vorliebe zu finden und es hinzubekommen. Als Fan traditionellen fränkischen,​ respektive Nürnberger Rotbiers war klar, dass ich versuchen muss ein solches Bier nachzuempfinden. Das ist leider weit schwieriger als gedacht, vor allem da sich die bekannten Vorlagen von Tucher, von Schanzenbräu,​ der Veldensteiner Brauerei oder vor allem der Nürnberger Hausbrauerei im Altstadthof so deutlich voneinander unterscheiden,​ dass es schwierig ist seine eigene Vorliebe zu finden und es hinzubekommen.
  
-Musik beim Brauen: **Nina Hagen Band - Live Rockpalast 1978**+Musikempfehlung ​beim Brauen: **Nina Hagen Band - Live Rockpalast 1978** 
 ==== ad Scotis ==== ==== ad Scotis ====
  
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 **Hefe:** LalBrew Munich Classic Wheat **Hefe:** LalBrew Munich Classic Wheat
  
-Ein Dampfbier zu brauen war quasi ein Muss. Schottens frühere Brauerei war, wie Recherchen ergaben eine Dampfbierbrauerei. Dampfbier, das Weizenbier der armen Leute, geht letztlich auf das Reinheitsgebot zurück. Das Reinheitsgebot erlaubt nur Gerstenmalz im Bier. Hintergrund war vor allem den "​wertvolleren"​ Weizen dem Brotbacken vorzubehalten. Trotzdem war es erlaubt Weizen in gewissen Grenzen auch zum Bierbrauen zu verwenden. Das dabei entstandene Weizenbier war wegen des Weizens teurer als reine Gerstenbiere und galt somit als das "​bessere Bier". Nicht jeder konnte sich das leisten. Irgendwann kam ein Brauer auf die Idee ein Gerstenbier zu brauen und sich dafür Hefe aus einer benachbarten Weizenbierbrauerei zu besorgen. Die Gärung seines Bieres lief so heftig ab, dass über dem Gärbottich eine Gischt aus zerplatzenden Gasblasen entstand und den Gärraum in einen Nebel hüllte, daraus entstand der Name Dampfbier. Geschmacklich kommt es einem Weizenbier recht nahe.+Ein Dampfbier zu brauen war quasi ein Muss. Schottens frühere Brauerei war, wie Recherchen ergaben eine Dampfbierbrauerei ​(...was sich als Irrtum herausstellte - siehe unten). Dampfbier, das Weizenbier der armen Leute, geht letztlich auf das Reinheitsgebot zurück. Das Reinheitsgebot erlaubt nur Gerstenmalz im Bier. Hintergrund war vor allem den "​wertvolleren"​ Weizen dem Brotbacken vorzubehalten. Trotzdem war es erlaubt Weizen in gewissen Grenzen auch zum Bierbrauen zu verwenden. Das dabei entstandene Weizenbier war wegen des Weizens teurer als reine Gerstenbiere und galt somit als das "​bessere Bier". Nicht jeder konnte sich das leisten. Irgendwann kam ein Brauer auf die Idee ein Gerstenbier zu brauen und sich dafür Hefe aus einer benachbarten Weizenbierbrauerei zu besorgen. Die Gärung seines Bieres lief so heftig ab, dass über dem Gärbottich eine Gischt aus zerplatzenden Gasblasen entstand und den Gärraum in einen Nebel hüllte, daraus entstand der Name Dampfbier. Geschmacklich kommt es einem Weizenbier recht nahe.
  
 Bei bisher allen Suden lief neben der alkoholischen Gärung auch eine Milchsäure-Gärung ab, die dem Bier eine leicht säuerliche Note gegeben hat. Das hat dem Bier aber nicht geschadet. Gerade im Sommer macht die leichte Säure das Bier zu einem sehr erfrischenden Getränk. Bei bisher allen Suden lief neben der alkoholischen Gärung auch eine Milchsäure-Gärung ab, die dem Bier eine leicht säuerliche Note gegeben hat. Das hat dem Bier aber nicht geschadet. Gerade im Sommer macht die leichte Säure das Bier zu einem sehr erfrischenden Getränk.
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 +**Der Irrtum**
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 +Eine alte Postkarte der Stadt Schotten aus dem Jahr 1883, auf der die nicht mehr existierende Brauerei Schmidt aus Schotten abgebildet ist, war untertitelt mit "​Dampf-Bierbrauerei Schotten"​. Mich hat der Trennstrich irritiert, er ist an der falschen Stelle. Wäre das ein Hinweis darauf, dass dort Dampfbier gebraut wurde, dürfte es gar keinen Trennstrich geben oder sich zwischen "​Bier"​ und "​Brauerei"​ befinden sollen. Aus einem ähnlich alten Text aus Schotten, in dem es um elektrische Straßenbeleuchtung am (ebenfalls nicht mehr existierenden) Bahnhof ging, stand etwas von einem Dynamo in der nahe gelegenen Brauerei. Daraus lässt sich schließen, dass die Brauerei über eine Dampfmaschine mit Generator verfügte, der die Brauerei und den Bahnhof mit Strom versorgte.
  
 Musikempfehlung beim Brauen: **B52'​s - Capitol Theater Live 1980** Musikempfehlung beim Brauen: **B52'​s - Capitol Theater Live 1980**
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 **Hefe:** Gozdawa Old German Altbier 9 **Hefe:** Gozdawa Old German Altbier 9
  
-Altbier, meine erste Biererfahrung die nicht Pils oder Export war. Ich kann mich erinnern, dass es früher in unseren Kneipen reichlich verschiedene Altbiere gab. Über die Jahre verschwanden die meisten Sorten, übrig blieb - fernab von Düsseldorf - fast nur Diebels Alt. Nicht, dass es mir nicht schmecken würde, allerdings fällten Freunde aus Düsseldorf darüber ein vernichtendes Urteil. Zitat: "Das ist doch kein Alt". Da man ja nicht dauernd in Düsseldorfs Altstadt rumlungern kann um "​echte"​ Altbiere zu trinken, muss man es eben selbst ​brauen. Beeinflusst ist mein Alt durch Beschreibungen (ohne es je getrunken zu haben) des in Düsseldorf sehr beliebten "​Uerigen"​. Und natürlich ist es naturtrüb, eine Gemeinsamkeit mit dem sensationellen Bolten Uralt. Ergebnis: Es schmeckt!+Altbier, meine erste Biererfahrung die nicht Pils oder Export war. Ich kann mich erinnern, dass es früher in unseren Kneipen reichlich verschiedene Altbiere gab. Über die Jahre verschwanden die meisten Sorten, übrig blieb - fernab von Düsseldorf - fast nur Diebels Alt. Nicht, dass es mir nicht schmecken würde, allerdings fällten Freunde aus Düsseldorf darüber ein vernichtendes Urteil. Zitat: "Das ist doch kein Alt". Da man ja nicht dauernd in Düsseldorfs Altstadt rumlungern kann um "​echte"​ Altbiere zu trinken, muss es eben selbst ​gebraut werden. Beeinflusst ist mein Alt durch Beschreibungen (ohne es je getrunken zu haben) des in Düsseldorf sehr beliebten "​Uerigen"​. Und natürlich ist es naturtrüb, eine Gemeinsamkeit mit dem sensationellen Bolten Uralt. Ergebnis: Es schmeckt! 
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 +Ein zweiter Versuch ist "​merkwürdig"​ gelaufen. Ich habe die Hopfengaben nach hinten, also in Richtung Aroma verschoben und der Hefe ihre untere Grenztemperatur von 12°C zugemutet. Die Hauptgärung dauerte gut 4 Wochen und das Bier hatte immer noch eine deutlich wahrnehmbare Restsüße. Es schmeckt, wirkt aber weniger wie ein knackiges Alt. Daher hatte ich die Idee ein "Queen Mamm Oaked" zu kreieren. Ich fülle in Literflaschen ab und gebe naturbelassenes Eichenholz in Form kleiner Stäbchen hinzu. Bin gespannt, was draus wird.
  
 Musikempfehlung beim Brauen: **Die Toten Hosen - Live Rock am Ring** Musikempfehlung beim Brauen: **Die Toten Hosen - Live Rock am Ring**
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 Musikempfehlung beim Brauen: **U2 - The unforgetable Fire Live in Dortmund 1984** Musikempfehlung beim Brauen: **U2 - The unforgetable Fire Live in Dortmund 1984**
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 +==== Birdsmountain Mist ====
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 +^ Typ         | New England IPA    |
 +^ Gärtyp ​     | obergärig ​         |
 +^ Stammwürze ​ | 15,​0°P ​            |
 +^ Bittere ​    | 50 IBU             |
 +^ Farbe       | 17 EBC / rotbraun ​ |
 +^ Alkohol ​    | 6,​2%vol ​           |
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 +**Malze:** Maris Otter, Pale Ale Malz, Karamellmalz hell, Melanoidin Malz, Haferflocken
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 +**Hopfen:** Columbus, Citra, Galaxy, Mandarina Bavaria
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 +**Hefe:** Mangrove Jacks M36
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 +New England IPAs sind ein recht junger Bier-Stil, der sich als Unterstil zu East Coast IPAs etabliert hat. Wer zum ersten Mal ein solches Bier im Glas vor sich sieht glaubt vermutlich, dass er einen natürtrüben Orangen- oder Multivitaminsaft vor sich hat. Auch daran zu riechen ändert an diesem Eindruck vermutlich nichts. Ursache dafür sind natürlich keine Früchte die dem Bier zugegeben wurden, sondern die ausnahmslos fruchtbetonten Hopfensorten. Dass Biere dieses Typs auch über einen längeren Zeitraum trüb bleiben und sich im Mund auch viskos wie ein Fruchtsaft anfühlen, liegt wiederum an den der Maische zugegebenen Haferflocken. Der hohe Wert an Bittereinheiten lässt ein sehr trockenes, knackiges Bier vermuten. Im Unterschied zu den wesentlich populäreren WestCoast IPAs ist dass aber durch die verwendeten Hopfensorten,​ die verwendete Hefe und auch die Haferflocken nicht der Fall. Die Fruchtigkeit hebt die Bittere ein gutes Stück wieder auf.
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 +Ob mir das schmecken wird weiss ich noch nicht, allerdings hat mich die Beschreibung dieses Stils so neugierig gemacht, dass ich mein eigenes Rezept dazu erdacht habe. Worauf ich beim ersten Brauversuch noch verzichtet habe ist die Kalthopfung,​ die eigentlich unverzichtbares Merkmal der New England IPAs ist. Ich will mich langsam herantasten....
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 +Schon jetzt ist klar, sollte es mir schmecken und ich weiter am Rezept feilen werde, werde ich der Farbe wegen vermutlich von hellem auf rotes Karamellmalz wechseln. ​
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 +Erste Einschätzung gegen Ende der Nachgärung:​ Farblich ist das Bier nicht ansprechend,​ es ist schlicht zu hell. Die durch die Haferflocken im Bier gehaltene Trübe macht das ganze bei 17EBC zu einer blassgelben milchigen Brühe. Nicht schön. Ob es an der fehlenden Kalthopfung liegt kann ich nicht sagen, aber 50 IBU Bittere scheinen zu viel. Beim nächsten Versuch würde ich das reduzieren, aber eine Kalthopfung vornehmen. Bevor das aber schlussendlich entschieden wird, sollte das Bier erst einmal reifen.
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 +Musikempfehlung beim Brauen: **Fisher-Z - Rockpalast 2016**
 ===== Treberbrot ===== ===== Treberbrot =====
  
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   * 500gr Mehl   * 500gr Mehl
   * 250ml Bier   * 250ml Bier
-  * 1/Würfel frische Hefe+  * 1/Würfel frische Hefe
   * 3TL Salz   * 3TL Salz
  
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  • Zuletzt geändert: 2022/08/28 14:10
  • von flacco